Hintergrund

Die Spitex in der Schweiz ist mit steigenden Anforderungen konfrontiert. Ältere, chronisch kranke Menschen möchten möglichst lange in den eigenen vier Wänden bleiben, auch in komplexen Versorgungssituationen. Gleichzeitig wird die Spitalaufenthaltsdauer kürzer, da die Pflege zu Hause eine kostengünstige Alternative zur institutionellen Versorgung darstellt. Damit nimmt nicht nur die Vielschichtigkeit und Akutheit der Pflege- und Betreuungssituationen zu Hause zu, sondern auch die Anzahl Klienten/Klientinnen, die von der Spitex jedes Jahr versorgt werden.

Mit der Anzahl an Klienten/Klientinnen steigt auch der Bedarf an Spitex-Mitarbeitenden. Die Schweizer Spitex verzeichnet seit einigen Jahren das grösste jährliche Wachstum im Schweizer Gesundheitssektor. Trotz verschiedenen nationalen Massnahmen zeichnet sich jedoch ein Mangel an Pflegefachpersonal ab, auch in der Spitex. Erschwerend kommt hinzu, dass der Kostendruck auf die Spitex stetig zunimmt.

Die Spitex ist ein zentraler Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen mit vielen Schnittstellen zu anderen Leistungserbringern, wie z.B. Spital, Hausärzte/-ärztinnen oder Therapeuten/Therapeutinnen. Aus historischen Gründen lag der Fokus der Gesundheitsversorgung lange auf der Akut-Versorgung. Eine Verlagerung des Fokus auf die Langzeit-Versorgung ist zwar in Gange, kann aber mit den raschen Veränderungen im Gesundheitswesen nicht mithalten. Das Gesundheitssystem zeigt sich weiterhin fragmentiert, mit mangelnder Koordination und Kommunikation unter den Dienstleistern, was die Arbeit der Spitex erschwert.

Die Kombination all dieser Problemstellungen gefährdet die Versorgungsqualität in der Spitex. Eine gute Qualität ist jedoch unerlässlich, um gesundheitsbedingte Komplikationen, vermeidbare Spitaleintritte und unnötige Kosten zu vermeiden.

Bisher wissen wir wenig dazu, welche System- und Betriebsfaktoren die Koordination und Qualität der Spitex tatsächlich beeinflussen. Insbesondere die Bedeutung von gesetzlichen Vorgaben und regulatorischen Rahmenbedingungen für die Koordination und Qualität in der Spitex wurde noch kaum erforscht. Wir wissen weder, wie diese Systemfaktoren Auswirkungen auf betriebliche Strukturen und Prozesse haben, noch wie System- und Betriebsfaktoren mit der Arbeitsausführung des Spitex-Mitarbeitende und deren Möglichkeit, gute Koordination und Qualität zu leisten, zusammenhängen.

Dieses Projekt gibt erste, nationale Einblicke in die Versorgungsqualität und deren Einflussfaktoren im Schweizer Spitexbereich. Es erlaubt, Handlungsfelder zur Qualitätsverbesserung zu erkennen und zeigt Ansatzpunkte auf den verschiedenen Ebenen auf. Die Resultate dieses Projekts unterstützen Politik und Spitex-Verantwortliche in der Weiterentwicklung der Versorgungsqualität.